Und sie erzählte mir von einem Jüngling der in einen Stern verliebt war.
Am Meere stand er, streckte die Hände aus und betete den Stern an, er träumte von
ihm und richtete seine Gedanken an ihn. Aber er wußte, oder meinte zu wissen, daß ein Stern
nicht von einem Menschen umarmt werden könne. Er hielt es für sein Schicksal, ohne
Hoffnung auf Erfüllung ein Gestirn zu lieben, und er baute aus diesem Gedanken eine
ganze Lebensdichtung von Verzicht und stummen, treuem Leiden, das in bessern und läutern
solle. Seine Träume gingen aber alle auf den Stern. Einmal stand er wieder bei Nacht am
Meere, auf der hohen Klippe, und blickte in den Stern und brannte vor Liebe zu ihm. Und in
einem Augenblick größter Sehnsucht tat er den Sprung und stürzte sich ins
Leere, dem Stern entgegen. Aber im Augenblich des Springens noch dachte er blitzschnell: es
ist ja doch unmöglich! Da lag er unten am Strand und war zerschmettert. Er verstand
nicht zu lieben. Hätte er im Augenblick, wo er sprang, die Seelenkraft gehabt, fest und
sicher an die Erfüllung zu glauben, er wäre nach oben geflogen und mit dem Stern
vereint worden.
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