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I. In meinem Garten die Nelken Mit ihrem Purpurstern Müssen nun alle verwelken, Denn du bist fern. Aus meinem Herde die Flammen, Die ich bewacht so gern, Sanken in Asche zusammen, Denn du bist so fern. Die Welt ist mir verdorben, Mich grüßt nicht Blume, nicht Stern; Mein Herz ist lange gestorben, Denn du bist mir fern. II. Wohl waren es Tage der Sonne, Die Bäume blühten im Mai, Dein Blick sprach Liebeswonne - Das ist vorbei. Verblüht sind lange die Bäume, Der Herbst ist kommen geschwind; Die Träume, die schönen Träume Verweht der Wind. III. Gute Nacht mein Herz und schlummre ein! In diesen Herbstestagen Ohne Blumen und Sonnenschein Was willst du schlagen? Dein Schmerz ist aus, deine Lust ist todt, Verweht sind Lenz und Lieder; Der Liebe Röslein purpurroth Blüht nimmer wieder. Singend zog er ins Land hinein, Der falsche, liebe Knabe - Und du? - Im stillen Grabe Schlafe mein Herz, schlaf' ein! copyright © by Emanuel Geibel (1815-1884), all rights reserved |
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